Bericht über die Fledermausnacht

Am Freitag, den 19. Juni 2015 hat die Fledermaus-Life-Show in der Grundschule Niederzeuzheim stattgefunden.

Schnell füllte sich das Klassenzimmer im Erdgeschoss der Grundschule Niederzeuzheim mit Schulkindern, Eltern, Lehrern und zahlreichen anderen Interessierten, die sich über Deutschlands größte Fledermausart, die „Große Mausohr“ informieren wollten.


Seit Jahren beziehen die Weibchen der ca. 300-Tiere-starken Kolonie ihr Sommerquartier im Dachstuhl von St. Peter, um dort ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen. Die Männchen leben derweil einzeln oder in kleinen Gruppen in verschiedenen Quartieren in Wald und Feld.


Anhand mitgebrachter Exponate erfuhren die Besucher zunächst, wie groß die Große Mausohr wirklich ist, gerade im Vergleich zu der kleinsten vorkommenden Art, der Zwergfledermaus, die in eine Streichholzschachtel passen würde. Die große Mausohr hat eine Länge von 10 bis 13 cm, mit ausgebreiteten Flügeln bringt sie es bis auf 145 cm. Fledermausarten kann man nicht nur anhand der Körpergröße und Flügellänge, sondern vor allem an ihren Ohren erkennen, die für diese Tiere das „Sehorgan“ sind. Anhand ausgestoßener Rufe im Ultraschallbereich, also für den Menschen nicht zu hören, und der zurückgeworfenen Wellenlängen kann sich das einzige fliegende Säugetier einen Eindruck von seiner Umgebung machen und auch erkennen, wo Beute zu finden ist. Das Große Mausohr ernährt sich vorrangig von Motten und Nachtfaltern, aber auch von am Boden krabbelnden Käfern, die mühelos während des Fluges aufgeschnappt werden. Auch dazu waren Exponate zu sehen.


Eine Fledermaus kann in einer Nacht mehr als ein Drittel ihres Körpergewichts an Insekten vertilgen. Die „Jäger der Nacht“ sind also wahre Schädlingsbekämpfer und ein wichtiger Teil der natürlichen Nahrungskette.


Ausgestopfte und präparierte Vögel wie Waldkauz und Schleiereule, die herumgereicht wurden, stehen für die Feinde der Fledermaus, Krähen schnappen sich auch gerne in  Höhlen und anderen Quartieren gefundene Jungtiere, die noch flugunfähig sind.

Nach diesen vielen Informationen konnten die Besucher in Ruhe die ausgelegten Informationen ansehen und auch Fragen an die NABU-Mitglieder richten. Die Kinder erfreuten sich daran, Fledermaus-Masken zu basteln oder Malbilder zu gestalten. Der Spielplatz bot die notwendig gewordene Bewegung und das außen angebotene Spiel „Motte-Fledermaus“ vermittelte den Kindern einen Einblick davon, dass es für eine Fledermaus gar nicht so einfach ist, Beute zu machen.

Derweil erwartete der Biologe und Fledermaus-Experte Karl Kugelschafter die Besucher in der Kirche. Die im Dachstuhl installierte Infrarot-Kamera sendete bereits Bilder von der an der Decke hängenden Kolonie, die der Fachmann mit seiner Präsentation abwechselnd zeigte.


Die Besucher erfuhren nun auch etwas von der Rolle in der Mythologie, die die Fledermaus bis heute spielt. Den Fledermäusen wird seit jeher Sagenhaftes angedichtet. Dunkle Flughäute haben nur Dämonen – im Gegensatz zu den weißen, herzförmig geformten Flügeln der Engel. Die Menschen fürchteten sich vor den lautlosen Fliegern der Nacht, die große Ohren, spitze Zähne und lange Flügel haben und hielten sie für Vampire. Dabei gibt es auf der ganzen Welt nur drei Fledermausarten, die sich von Blut ernähren, ähnlich wie es Stechmücken und Zecken beispielsweise tun, allerdings leben diese sogenannten Vampirfledermäuse vom Blut anderer Tiere und keineswegs von Menschen-blut. Sie kommen fern von uns in Südamerika vor.


Dank wissenschaftlicher Untersuchungen wie z.B. mit dieser Mausohr-Kolonie ist viel vom Leben der nachtaktiven Tiere bekannt. Dass sie nach dem Erwachen als erstes intensive Körperpflege betreiben, die sehr wichtig ist, um sich von Parasiten frei zu halten, gleichzeitig werden die sozialen Kontakte gepflegt.


Die Flügel werden von einer zarten, aber reich durchbluteten Flughaut gebildet, die zwischen den stark verlängerten Fingern, den Beinen und dem Schwanz aufgespannt ist. Diese muss geschmeidig gehalten werden.


Die Weibchen lassen ihre Jungtiere beim Ausflug zusammen im Dachstuhl zurück, um ein jedes nach dem Beutefang wiederzufinden und zu füttern. Diese Daten erhalten die Wissenschaftler von Transpondern, mit denen mittlerweile fast die gesamte Kolonie ausgestattet ist. Die etwa im Mai geborenen Jungtiere werden bis August aufgezogen, bevor sie flugfähig sind und sich selbst versorgen können. Eine Fledermaus gebärt nur ein Junges im Jahr.  Nach der Aufzucht paaren sich die Fledermäuse im September wieder, gehen dann aber zunächst in den Winterschlaf, aus dem sie erst im April wieder erwachen und sich in das Sommerquartier begeben. Dann erst, im Frühjahr, findet die Befruchtung statt und der Kreislauf beginnt von neuem.


Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich Fledermäuse als sehr interessante und faszinierende Tiere. Bei Rotlicht, das die Tiere nicht stört, und Echolot, das den Ausflug für uns Menschen hörbar macht,  wurden nach der Präsentation von Karl Kugelschafter außen an der Kirche die ausfliegenden Tiere beobachtet. Sie fliegen keineswegs gleichzeitig aus, sondern nach und nach, wie sie hungrig sind. Dank Ultraschall bekommen sie ein „Hörbild“ ihrer Umgebung und stoßen nicht an Hindernissen an.


Fledermäuse gelten immer noch in ihrem Bestand gefährdet und sind generell geschützt. Wir Menschen können die Fledermäuse besser schützen, je mehr wir über sie wissen. Dieser Abend hat dazu beigetragen!

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Kommentare: 1
  • #1

    Markus (Samstag, 11 Juli 2015 11:08)

    die Hauptakteure waren die Fledermäuse, die wieder viele interessierte Besucher jung wie alt faszinierten. Bei den Aktiven, die diesen Abend für uns ermöglicht haben, möchte ich mich nochmals bedanken.
    Gruß an Birgit, Tina, Hans-Josef, Karl Kugelschafter und Herbert Friedrich.